Rundbrief Nr. 161 – Im September 2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

lieber Leserinnen und Leser!

Leider muss ausgerechnet im Stefan-Andres-Gedächtnisjahr (50. Todestag) wegen der Pandemie auch der Freundschaftslauf des Lauftreffs Schweich e. V. ausfallen. Die literaturfreundliche Sportveranstaltung in den Schweicher Weinbergen hätte Mitte des Monats stattfinden sollen. 

Abgesagt werden muss nun ebenfalls der für Ende November vorgesehene Gesellige Abend der StA-Gesellschaft. Es wäre das zehnjährige Jubiläum der Veranstaltung „Literatur und Weinkultur“ gewesen. Neben szenischen Andres-Lesungen wären auch wieder Vorträge unserer schreibenden Mitglieder, der Autoren Emil Angel und Horst Lachmund, in gewohnt vergnüglicher Wein- und Musikatmosphäre geboten worden, und zwar dieses Mal zur Thematik „Nicht nur im Wein ist Wahrheit“.

Wahrheiten, poetisch eingekleidet und pointiert, enthält das von Horst Lachmund verfasste und eben erschienene Buch „Aus dem Hirn geschüttelt“. Es ist ein Füllhorn an besinnlichen Gedichten und Betrachtungen mal heiterer und mal ernster Art. – Der Band in Hardcover umfasst 166 Seiten, kostet 15 € (bei Versand 17 €) und ist zu beziehen per E-Mail-Bestellung: h.lachmund@kabelmail.de.

Im Namen der Stefan-Andres-Gesellschaft mit freundlichen Grüßen

Ihr

Wolfgang Keil

Rundbrief Nr. 159 – Im August 2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Leserinnen und Leser!

Die zur 50sten Wiederkehr des Todestags von Stefan Andres vorgesehene Lesung der Komödie „Zeus lächelt“ musste wegen der Pandemie leider abgesagt bzw. verschoben werden. Eine Textprobe (Anhang) muss daher vorläufig den Rollen-Vortrag ersetzen.

Die 1957 von Stefan Andres verfasste Komödie spielt um 360 n. Chr. in Trier. Es ist dies die Zeit der Herrschaft des byzantinisch-römischen Kaisers Julian, genannt Apostata, der Abtrünnige, in der das Christentum und das Altheidentum des griechischen Götterglaubens erbittert um das Privileg öffentlicher Anerkennung und staatlichen Wohlwollens kämpfen.

In die dadurch verursachten politischen Turbulenzen gerät die Absicht eines „Militäreffektenhändlers“, seiner Tochter einen mit prächtigen Zeus-Mosaiken ausgestatteten Saal zum Hochzeitsgeschenk zu machen.

Die für die Wände des Festsaals vorgesehenen Bild-Dekorationen gewinnen in dem politisch-religiös bestimmten Klima den Charakter von halböffentlichen Bekenntnissen. Und so sind Konfrontationen unvermeidlich sowohl innerhalb der Familie – anders als der heidnische Hausherr sind die Herrin Honoria und die Tochter Lucina Christinnen – als auch mit der staatlichen Gewalt, die sich anmaßt, auch den privaten Glauben kontrollieren zu dürfen.

Daher ist der Auseinandersetzung um das prekäre Verhältnis von Religion, Politik und Kunst prägend für die Haupthandlung der Komödie. Mit der Ausdehnung des Streits um Christentum und antike Götterwelt auf die robuste Ebene der Haus- und Arbeitssklaven erzielt der Dramatiker Andres zusätzliche komische Effekte, wie der Textausschnitt im Anhang zeigen soll.

Für die Stefan-Andres-Gesellschaft mit freundlichen Grüßen

Ihr

Wolfgang Keil

Anhang: Auszug aus der Komödie „Zeus lächelt“ von Stefan Andres

Rundbrief Nr. 158 – Im Juli 2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Leserinnen und Leser!

Stefan Andres hat nichts von seiner Aktualität verloren. Das wird besonders deutlich bei der Anfertigung von Reden zur Verleihung der Stefan-Andres-Preise für die besten Abiturarbeiten im Fach Deutsch am StA-Gymnasium und an der Fachoberschule der StA-Realschule plus in Schweich.

Der beachtliche Umfang des Andres-Werkes sowie seine thematische Vielfalt und inhaltliche Welthaltigkeit ermöglichen den mühelosen Brückenschlag von der jeweiligen Abitur-Thematik zum Namensgeber des Preises.

Dabei kann sich der Bogen spannen von aufklärerischen Tendenzen bei Lessing und Goethe bis zu den aktuell spürbaren Veränderungen der Lebens- und Arbeitswelt durch die fortschreitende Digitalisie-rung und Globalisierung.

Die im Anhang befindlichen Abitur-Reden von 2020, die wegen der Corona-Einschränkungen nur zugesandt werden konnten, sollen den Aspektenreichtum des Werkes von Stefan Andres andeuten.

Zitate: Stefan Andres: Utz, der Nachfahr. Novelle. In: Gäste im Paradies. Moselländische Novellen. Hg. Hans Wagener. Göttingen 2008.   

             Stefan Andres: Amerika als Hoffnung der Welt. In: Der Dichter in dieser Zeit. Reden und  Essays. Hgg. Christopher Andres und Michael Braun. Göttingen 2013.

             Dorothee Andres: ‚Carpe Diem!‘ Mein Leben mit Stefan Andres. Bonn 2009.   

Im Namen der Stefan-Andres-Gesellschaft mit freundlichen Grüßen

Ihr

Wolfgang Keil

Anhang: Nicht gehaltene Reden zur Verleihung der StA-Preise 2020.

Rede Abitur

Rede Fachabitur

Rundbrief Nr. 157 – Im Juni 2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Leserinnen und Leser!

Da bei Stefan Andres Geburts- und Sterbetag kalendarisch sehr nahe beieinander liegen (26. u. 29.), gedenken wir Ende Juni alljährlich beider biographischer Ereignisse gleichzeitig.

Zwar legt das Jahr 2020 den Rückblick auf den Tod des Schriftstellers vor 50 Jahren nahe, aber ein wenig Geburtstagsstimmung soll doch nicht fehlen.

In den freien Rhythmen, die Stefan Andres 1956 für die Gratulanten seines 50sten Geburtstags verfasst hat (Anhang), feiert er das bewegte Zusammenspiel von Leben und Werk unter dem Zepter der Zeit in einer launigen poetischen Lebenserklärung.

Unser Dank gilt dem Schriftsteller zum 114. Geburtstag für Komma, Punkt und Satz in seinen Texten und auf dem erinnernden Kerbholz!

Im Namen der Stefan-Andres-Gesellschaft mit freundlichen Grüßen

Ihr

Wolfgang Keil

Anhang: Andres Geburtstag

Rundbrief Nr. 156 – Im Juni 2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Leserinnen und Leser!

Außer der feierlichen Verleihung des Stefan-Andres-Preises an den Erfolgsautor Norbert Scheuer muss auch die für den 50. Jahrestag des Todes von Stefan Andres geplante Gedächtnisfeier verschoben werden.

Die Feier sollte und soll helfen, das Fortleben des Schriftstellers in seinem Werk zu manifestieren. Dazu eignet sich die seit 2018 vollständig vorliegende Edition der Andres-Werke in Einzelausgaben. Eine kommentierte Präsentation der neunbändigen Reihe kann die ganze Bandbreite des Schaffens von Stefan Andres zumindest ahnen lassen.

Zum Programm der Gedächtnisfeier wird auch die Rezitation der im politisch turbulenten Jahr 363 n. Chr. im römischen Trier spielenden Andres-Komödie „Zeus lächelt“ gehören. Sie bearbeitet den weltanschaulichen Konflikt zwischen Antike und Christentum in heiterer Form.

Anlässlich der Wiederkehr des Todestages am 29. Juni sei hier aus dem Band „Tanz durchs Labyrinth. Lyrik – Drama – Hörspiel“ die erste Strophe des Gedichtes „An den Tod“ zitiert:

                                           Wenn Du mich triffst, sprich leise,

                                           Als wär ich dir bekannt;

                                           Und von der langen Reise

                                           Sag nichts, gib nur die Hand. 

Im Namen der Stefan-Andres-Gesellschaft mit freundlichen Grüßen

Ihr

Wolfgang Keil

Anhang: Übersicht über die neunbändige Andres-Edition – Eine illustrative Ansicht der Editionsbände bietet die Homepage des Göttinger Wallstein Verlags unter „Wallstein Verlag Autoren: Stefan Andres“.

Rundbrief Nr. 155 – Im Mai 2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Leserinnen und Leser,

Nikolaus Cusanus ist mein Landsmann, und die Grundsätze seines Denkens stehen mir sehr nahe.

Mit diesen Worten in einem Brief von 1945 an den italienischen Kunsthistoriker Guido di Stefano („Briefe von und an Stefan Andres 1937-1970“. Hg. G. Nicolin u. G. Guntermann. Göttingen 2018.) bekennt sich Stefan Andres ausdrücklich zur Philosophie des großen Cusaners, der im 15. Jahrhundert die Moderne einläutet.

So verwundert es nicht, dass Stefan Andres sich den Kerngedanken der cusanischen Philosophie zu eigen macht. In seinem Essay „Über die ‚ernste Sache‘ der Freude“ von 1962 übernimmt er die Vorstellung der Cusaners von der Einheit der Welt:

… die Ewigkeit, die Nikolaus Cusanus überraschend einfach und himmlisch nüchtern das „Ganze gleichzeitig“ nennt.  („Der Dichter in dieser Zeit. Reden und Essays“. Hg. Ch. Andres und M. Braun. Göttingen 2013.)

Die Sehnsucht nach dem Ur-Bild (“visus absolutus“), nach der Teilhabe an dem Einen, in dem die Gegensätze aufgehoben sind, bewegt Stefan Andres wenige Tage vor seinem Tod am 29. Juni 1970 zu der Geste, von der Dorothee Andres in „‘Carpe Diem!‘ Mein Leben mit Stefan Andres“ berichtet:

Einmal zeigte er auf einen Vogelschwarm, der über der Stadt seine Kreise zog: „So möchte ich über der Welt schweben“, und zitierte Nikolaus Cusanus „Das Ganze gleichzeitig erleben“.

Und selbst in seinem Sachbuch Die Großen Weine Deutschlands“ (1960) manifestiert sich die große Wertschätzung, die Andres für seinen Landsmann von der Mosel hegt:

Kues ist der Geburtsort des Kardinals Nikolaus Cusanus, Vorläufer des Kopernikus, Christ und Platoniker, der erste „moderne Denker“ des Abendlandes. In seinem Testament befahl er, sein Herz nach Kues heimzubringen, in der Kapelle des Nikolaus-Spitals fand es seine Stätte.

Und zu eben dieser Kapelle geleitet uns auch der Schriftsteller Norbert Scheuer, derTräger des Stefan-Andres-Preises 2020, der die Begegnung mit Nikolaus von Kues in seinem Roman „Winterbienen“ (München 2019) zu einem eigenen Thema erhebt:

Wir schifften uns ein und fuhren den Rhein hinunter nach Koblenz, über die Mosel bis nach Cues. Das Herz des Cusanus wurde sodann in der Stiftskapelle am Fuße des Altars unter einer goldenen Kachel eingelassen. … die Lehren des Cusanus für die Nachwelt festzuhalten.

Der Erzähler Egidius Arimond übersetzt mit diesen Worten den Bericht seines Urahns, Ambrosius Arimond, vom Transport des Herzens des Kardinals Cusanus nach Cues im Jahr 1489. Der Weg führt von Rom, wo in San Pietro in Vincoli der Leichnam beigesetzt wurde, über die Alpen an die Mosel.

Die StAG freut sich, in Norbert Scheuer einen Preisträger zu haben, dessen literarisches Werk dem Geist von Andres verwandt ist.

(Der Termin für die feierliche Verleihung des Andres-Preises der Stadt Schweich an Norbert Scheuer muss wg. der Pandemie leider noch offenbleiben.)

Im Namen der Stefan-Andres-Gesellschaft mit freundlichen Grüßen

Ihr

Wolfgang Keil

Rundbrief Nr. 151 – Im Januar 2020

 

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser!

In seiner 1957 verfassten Komödie „Zeus lächelt oder Die Abenteuer des Zeus“ spießt Stefan Andres das Denunziantentum auf als eine Plage, die besonders in Zeiten politischer Kurswechsel grassiert.

Wie Andres sich selbst in die Lage des Opfers einer Denunziation brachte, berichtet seine Frau Dorothee in ihren Erinnerungen („Carpe Diem“, Bonn 2009) im Rückblick auf das Jahr 1941:

Stefan Andres hatte beim Besuch der Biennale in Venedig in Anwesenheit von Journalisten und Vertretern des Propagandaministeriums „eine kleine Rede gehalten, die schon bei den ersten Sätzen den Anwesenden das Blut stocken ließ.“ Andres musste davon ausgehen, dass man seine prophetische Sicht des Kriegsverlaufs dem Propagandaministerium hinterbringt: „Und so würden eines Tages mit Gewissheit alle Bomben, die gerade jetzt in Russland auf Frauen und Kinder fielen, zurückfallen auf die deutschen Frauen und Kinder“.

Und Andres weiß auch, wer der Denunziant ist, denn in einem fiktiven Brief an „den gehobenen Denunzianten“ richtet er sich direkt an den Vertreter des Ministeriums mit dem Vorwurf,

„ … dass es Leute gab wie Sie, Herr Doktor, die – ob nun aus Neid oder Rachsucht oder einfach aus ehernem Pflichtgefühl – erwachsenen Männern das Gruseln beibrachten.“ („Lieber Freund – lieber Denunziant. Briefe“, München 1977, hrsg. von Dorothee Andres nach der Niederschrift „Briefe an Freund und Feind“ von Stefan Andres im Jahr 1946).

Die bedrückende Erfahrung der Denunziation ist zwar in die Komödie „Zeus lächelt“ eingegangen, die Bedrohung erfährt aber dort eine Wendung ins Komische, da die Denunziation ausgerechnet durch den Kommandanten der Geheimpolizei mehr als entschärft wird.

Ihr

Im Namen der Stefan-Andres-Gesellschaft mit freundlichen Grüßen

Wolfgang Keil

Anhang: Szene aus „Zeus lächelt“.