Rundbrief Nr. 159 – Im August 2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Leserinnen und Leser!

Die zur 50sten Wiederkehr des Todestags von Stefan Andres vorgesehene Lesung der Komödie „Zeus lächelt“ musste wegen der Pandemie leider abgesagt bzw. verschoben werden. Eine Textprobe (Anhang) muss daher vorläufig den Rollen-Vortrag ersetzen.

Die 1957 von Stefan Andres verfasste Komödie spielt um 360 n. Chr. in Trier. Es ist dies die Zeit der Herrschaft des byzantinisch-römischen Kaisers Julian, genannt Apostata, der Abtrünnige, in der das Christentum und das Altheidentum des griechischen Götterglaubens erbittert um das Privileg öffentlicher Anerkennung und staatlichen Wohlwollens kämpfen.

In die dadurch verursachten politischen Turbulenzen gerät die Absicht eines „Militäreffektenhändlers“, seiner Tochter einen mit prächtigen Zeus-Mosaiken ausgestatteten Saal zum Hochzeitsgeschenk zu machen.

Die für die Wände des Festsaals vorgesehenen Bild-Dekorationen gewinnen in dem politisch-religiös bestimmten Klima den Charakter von halböffentlichen Bekenntnissen. Und so sind Konfrontationen unvermeidlich sowohl innerhalb der Familie – anders als der heidnische Hausherr sind die Herrin Honoria und die Tochter Lucina Christinnen – als auch mit der staatlichen Gewalt, die sich anmaßt, auch den privaten Glauben kontrollieren zu dürfen.

Daher ist der Auseinandersetzung um das prekäre Verhältnis von Religion, Politik und Kunst prägend für die Haupthandlung der Komödie. Mit der Ausdehnung des Streits um Christentum und antike Götterwelt auf die robuste Ebene der Haus- und Arbeitssklaven erzielt der Dramatiker Andres zusätzliche komische Effekte, wie der Textausschnitt im Anhang zeigen soll.

Für die Stefan-Andres-Gesellschaft mit freundlichen Grüßen

Ihr

Wolfgang Keil

Anhang: Auszug aus der Komödie „Zeus lächelt“ von Stefan Andres