
Anhang: Rundbrief Nr. 226
Anhang: Rundbrief Nr. 226
Anhang: Rundbrief Nr. 225
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Leserinnen und Leser!
In seiner Studie Moses der Ägypter (1998) weist Jan Assmann den altägyptischen Prozessionsfesten einen für Mensch und Staat gleicherweise unersetzlichen Erlebnis- und Sozialwert zu. Nach Ansicht des Ägyptologen gewährte das feierliche Umzugsritual einen existenziellen Sinnrahmen, weil es die Zugehörigkeit des Menschen zu seiner jeweiligen Stadtgottheit, die nur bei dieser Gelegenheit aus ihrem dunklen Tempel heraustrat, für das Volk erlebbar machte.
Eine ähnliche Bedeutung schreibt auch Stefan Andres dem „seltsam irdischen Glauben der alten Ägypter“ zu. Wie er in seinem Reisebericht Ägyptisches Tagebuch (1967) vermerkt, sind die Götterprozessionen der Grabgemälde mythischer Ausdruck der Göttergegenwart.
Der Schriftsteller zeigt sich angezogen von dem dort propagierten freundlichen Umgang der Gottheiten miteinander und der damit einhergehenden Vorstellung einer mystischen Vermählung „irdischer und jenseitiger Welt“. Es ist die durch „zwei sich gegenseitig spiegelnde Wirklichkeiten“ bewirkte All-Einheit, der er auch in seiner positanesischen Impression Das Fest der Fischer (1938) Ausdruck verliehen hat.
Für die Stefan-Andres-Gesellschaft mit freundlichen Grüßen
Ihr
Wolfgang Keil
Anhang: Erlebtes Jenseits
Anhang: Mutter Wüste vs. Vater Staat
Anhang: Auszug aus der Künstlerlegende
Anhang: Das Kartoffel-Gericht
Anhang: Circumvesuviana
Einladung
Die Stefan-Andres-Gesellschaft lädt ein zum diesjährigen Geselligen Abend
„Literatur und Weinkultur“
für Samstag, den 30. November, 18.00 Uhr, Seminarraum des Niederprümer Hofs in Schweich.
„Amors plötzliche Pfeile“
lautet das Thema, das Stefan Andres immer wieder in ernsten und heiteren Varianten bearbeitet.
Dass die Begegnung des jungen Menschen mit Eros-Amor in seinem Werk einen wichtigen Stellenplatz einnimmt, ist bedeutsam bei einem Autor, der, wie einige seiner Protagonisten, für ein geistliches Amt bestimmt ist. Und so verwundert es nicht, dass diese Bestimmung jeweils miterwähnt wird, wenn der geflügelte Knabe mit Pfeil und Bogen die Regentschaft antreten möchte und dadurch einen Konflikt zwischen Pflicht und Neigung hervorruft.
Die autobiographisch gearteten inneren und äußeren Auseinandersetzungen erfahren ihre Poetisierung durch ein gerüttelt Maß an Selbstironie.
Drei Episoden dieser Art sollen in szenischen Lesungen der Rezitatoren (E. Cannivé-Boesten, J. Hansjosten, C. Schött, R. Hansjosten, B. Hansjosten) zu Gehör gebracht werden. Es handelt sich um Auszüge aus Der Knabe im Brunnen (1953), Der rote Schirm (1968) und Bruder Luzifer (1933).
Horst Lachmund (Trier) und Emil Angel (Mondercange, Lux.) werden sich in selbstverfassten Beiträgen dem Thema annähern.
Die Lesungen sind eingebettet in eine Weinprobe des Schweicher Winzers Jürgen Schmitz vom Weingut Schweicher Hof. – Für die musikalische Untermalung wird Uschi Boes sorgen.
Der Eintritt ist frei.
Bitte um Anmeldung bei: andrekastner60@gmail.com – Tel.: 06502/937648 oder hansjosten-schweich@gmx.de – Tel.: 015902178529.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Leserinnen und Leser!
Humanistisches Bildungsinteresse begleitet Stefan Andres auf seiner Griechenlandreise im Jahr 1934. Daher richten sich seine Gedanken in Athen vornehmlich auf die Akropolis mit ihren klassischen Bauten und archaischen Heiligtümern.
Aber es ist im Schatten dieser antiken Tempelburg und unter den Platanen des beschaulichen Wohnviertels„Plaka“, wo der junge Schriftsteller beim griechischen Wein in das gesellige Leben Athens eintaucht. Dort lädt das damals von Andres besuchte Weinlokal „Platanos“ noch heute zum abendlichen Plausch am Odos Mnesikleos ein (Foto im Anhang).
In seinem Reisetagebuch „Sprache des Temenos“ (1935) schildert Andres, wie sich sein Erlebnis- und Erfahrungshorizont in den Gesprächen mit seinem Freund Sokrates erweiterte.
Vom Verlauf dieser „sokratischen“ Dialoge erfahren wir glücklicherweise durch einen Brief des Freundes vom 6. November 1934. Das heute neunzigjährige Unikat ist, was Stil und Partnertaktik anbelangt, ein aufschlussreiches Unikum.
Für die Stefan-Andres-Gesellschaft mit freundlichen Grüßen
Ihr
Wolfgang Keil
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Leserinnen und Leser!
Die Novellette „Der Abbruch uns Dunkle“ (1932) schildert das Schicksal einer Frau, die von einer dörflichen Gemeinschaft in die Isolation und in den Ruin getrieben wird. Der mit dem Flurnamen Maroul getarnte Ort steht stellvertretend für gesellschaftliche Einheiten, in denen die lokalegoistische Exklusion und ein zur Raffgier verkommenes Besitzstreben zum Normalverhalten und zum Alltagssport geworden sind.
Die Eingangspassage liefert neben dem Erzählanlass schon die Einsicht, dass Gnaden- und Gedankenlosigkeit ein unheilvolles Gespann zu bilden vermögen. Selbst in der kindlich-spöttischen Beschwörung spiegelt sich noch die Rücksichtslosigkeit der Machenschaften, mit denen einst ein wehrloses Opfer zugrunde gerichtet wurde. Und das Generationen übergreifende Echo auf die feige Spottformel von „fun and fear“ bestätigt, dass ein tumbes Kollektiv einen Reiz darin findet, die Ächtung eines Mitmenschen zu einer ungesunden, aber unterhaltsamen Tradition zu erheben.
Stefan Andres folgt mit seiner Erzählabsicht der Erkenntnis, dass der Blick in den Rückspiegel oft die beste Diagnose liefert.
Für die Stefan-Andres-Gesellschaft mit freundlichen Grüßen
Ihr
Wolfgang Keil
Anhang: Diagnose im Rückspiegel