Rundbrief Nr. 227   –   Im Juli 2025

Sehr geehrte Damen und Herren,                        

liebe Leserinnen und Leser!

Dorothee und Stefan Andres, Autor des frühen, etwas pathetisch „Heiliges Heimweh“ betitelten Romans,

haben in ihrem wechselhaften Leben einen hohen Begriff von dem entwickelt, was man unter “Heimat“

versteht.

Für die Stefan- Andres-Gesellschaft mit freundlichen Grüßen

Ihr

Wolfgang Keil

Anhang

Rundbrief Nr. 225 – Im Mai 2025

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Leserinnen und Leser!

Die Impression „Das Fest der Fischer“ wurde, wie Dieter Richter, der Herausgeber des Editions-Bandes „Terrassen im Licht. Italienische Erzählungen“, anmerkt, 1938 von Stefan Andres verfasst. Die Schilderung einer Prozession erschien als eigenständiges Werk, wurde aber auch mit ihrer ganzen Aussagekraft von Andres in den Roman „Der Mann von Asteri (1939) integriert. Sie dient dort zur Verstärkung des Lokalkolorits und zur Illustrierung der Mentalität des Schauplatzes Città morta, zu dem der Schriftsteller das heute mondäne Bergstädtchen Positano im Roman umgewidmet hat.

Dort beginnt die Schilderung mit der Benennung des heidnisch anmutenden christlichen Festes: „Am folgenden Tag, am ersten Mai, feierte die Stadt Città morta die Eröffnung des Meeres.“ Die Magna Mater des Diesseits und die Stella Maris des Jenseits begegnen und versöhnen sich zum Wohl des Menschen in einem symbolischen Beschwörungsakt.

Als Stefan Andres !964 seinen ehemaligen Zufluchtsort erneut besucht, wird dort eine Filmsequenz zu Der Schriftsteller Stefan Andres. Stationen seines Lebens und Schaffens gedreht, die das Prozessionsritual ausführlich dokumentiert. Die Sequenz umfasst alle Komponenten eines kultischen Umzugs: die lokale, der Weg vom Dom zum Meer, die zeitliche, der Roman gibt den 1. Mai als Festtag an, die lautliche, man hört Kirchengesang, Glockengeläut und Böllerschüsse, die visuelle, im Zentrum der Prozession erscheint das feierlich getragene Altarbild der Madonna, und die soziale Komponente, dem hierarchisch geordneten Pilgerzug folgt ein lockeres Gedränge.

Im Film kommentiert der Schriftsteller das kultische Geschehen im O-Ton mit Erleichterung: „Ja, nichts hat sich geändert. Genau so steht’s in meinem Mann von Asteri beschrieben.“

Für die Stefan-Andres-Gesellschaft mit freundlichen Grüßen

Ihr

Wolfgang Keil

Anhang: Rundbrief Nr. 225

Rundbrief Nr. 224 – Im April 2025

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Leserinnen und Leser!

In seiner Studie Moses der Ägypter (1998) weist Jan Assmann den altägyptischen Prozessionsfesten einen für Mensch und Staat gleicherweise unersetzlichen Erlebnis- und Sozialwert zu. Nach Ansicht des Ägyptologen gewährte das feierliche Umzugsritual einen existenziellen Sinnrahmen, weil es die Zugehörigkeit des Menschen zu seiner jeweiligen Stadtgottheit, die nur bei dieser Gelegenheit aus ihrem dunklen Tempel heraustrat, für das Volk erlebbar machte.   

Eine ähnliche Bedeutung schreibt auch Stefan Andres dem „seltsam irdischen Glauben der alten Ägypter“ zu. Wie er in seinem Reisebericht Ägyptisches Tagebuch (1967) vermerkt, sind die Götterprozessionen der Grabgemälde mythischer Ausdruck der Göttergegenwart.

Der Schriftsteller zeigt sich angezogen von dem dort propagierten freundlichen Umgang der Gottheiten miteinander und der damit einhergehenden Vorstellung einer mystischen Vermählung „irdischer und jenseitiger Welt“. Es ist die durch „zwei sich gegenseitig spiegelnde Wirklichkeiten“ bewirkte All-Einheit, der er auch in seiner positanesischen Impression Das Fest der Fischer (1938) Ausdruck verliehen hat.

Für die Stefan-Andres-Gesellschaft mit freundlichen Grüßen

Ihr

Wolfgang Keil

Anhang: Erlebtes Jenseits

Rundbrief Nr. 219 – Im November 2024 (2)

Einladung

Die Stefan-Andres-Gesellschaft lädt ein zum diesjährigen Geselligen Abend

„Literatur und Weinkultur“

für Samstag, den 30. November, 18.00 Uhr, Seminarraum des Niederprümer Hofs in Schweich.

„Amors plötzliche Pfeile“

lautet das Thema, das Stefan Andres immer wieder in ernsten und heiteren Varianten bearbeitet.

Dass die Begegnung des jungen Menschen mit Eros-Amor in seinem Werk einen wichtigen Stellenplatz einnimmt, ist bedeutsam bei einem Autor, der, wie einige seiner Protagonisten, für ein geistliches Amt bestimmt ist. Und so verwundert es nicht, dass diese Bestimmung jeweils miterwähnt wird, wenn der geflügelte Knabe mit Pfeil und Bogen die Regentschaft antreten möchte und dadurch einen Konflikt zwischen Pflicht und Neigung hervorruft.

Die autobiographisch gearteten inneren und äußeren Auseinandersetzungen erfahren ihre Poetisierung durch ein gerüttelt Maß an Selbstironie.

Drei Episoden dieser Art sollen in szenischen Lesungen der Rezitatoren (E. Cannivé-Boesten, J. Hansjosten, C. Schött, R. Hansjosten, B. Hansjosten) zu Gehör gebracht werden. Es handelt sich um Auszüge aus Der Knabe im Brunnen (1953)Der rote Schirm (1968) und Bruder Luzifer (1933).

Horst Lachmund (Trier) und Emil Angel (Mondercange, Lux.) werden sich in selbstverfassten Beiträgen dem Thema annähern.

Die Lesungen sind eingebettet in eine Weinprobe des Schweicher Winzers Jürgen Schmitz vom Weingut Schweicher Hof. – Für die musikalische Untermalung wird Uschi Boes sorgen.

Der Eintritt ist frei.

Bitte um Anmeldung bei: andrekastner60@gmail.com – Tel.: 06502/937648 oder hansjosten-schweich@gmx.de – Tel.: 015902178529.                         

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Rundbrief Nr. 218 – Im November 2024

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Leserinnen und Leser!

Humanistisches Bildungsinteresse begleitet Stefan Andres auf seiner Griechenlandreise im Jahr 1934. Daher richten sich seine Gedanken in Athen vornehmlich auf die Akropolis mit ihren klassischen Bauten und archaischen Heiligtümern.

Aber es ist im Schatten dieser antiken Tempelburg und unter den Platanen des beschaulichen Wohnviertels„Plaka“, wo der junge Schriftsteller beim griechischen Wein in das gesellige Leben Athens eintaucht. Dort lädt das damals von Andres besuchte Weinlokal „Platanos“ noch heute zum abendlichen Plausch am Odos Mnesikleos ein (Foto im Anhang).

In seinem Reisetagebuch „Sprache des Temenos“ (1935) schildert Andres, wie sich sein Erlebnis- und Erfahrungshorizont in den Gesprächen mit seinem Freund Sokrates erweiterte.

Vom Verlauf dieser „sokratischen“ Dialoge erfahren wir glücklicherweise durch einen Brief des Freundes vom 6. November 1934. Das heute neunzigjährige Unikat ist, was Stil und Partnertaktik anbelangt, ein aufschlussreiches Unikum.

Für die Stefan-Andres-Gesellschaft mit freundlichen Grüßen

Ihr

Wolfgang Keil

Anhang