Rundbrief Nr. 206 – Im November 2023 (2)

                                                                                                                                                                        

Einladung

Die Stefan-Andres-Gesellschaft lädt ein zum diesjährigen Geselligen Abend

„Literatur und Weinkultur“

für Samstag, den 2. Dezember, 19.00 Uhr,

Seminarraum des Niederprümer Hofs in Schweich.

„Nicht nur im Wein ist Wahrheit“

lautet das Thema, das Stefan Andres in mannigfaltigen ernsten und heiteren Varianten bearbeitet.

In einem Essay verdeutlicht Andres, dass der Schriftsteller es vermeiden muss, „programmatische Wahrheit zur Schau zu stellen“, in der Absicht „die Welt durch sein Werk zu verändern“. Vielmehr sollte er einen „Zustand der aktiven Meditation“ intendieren, „aus dem der Gestalter und der das Werk erlebende Geist geformter, geläuterter und heiterer oder doch gefasster hervorgehen“. (Schwierigkeiten, heute die Wahrheit zu schreiben, 1964)

In szenischen Lesungen der Rezitatoren (E. Cannivé-Boesten, E. Lauströer, C. Schött, M. Frede, P. Kruse) wird sich zeigen, wie zurückhaltend und sorgfältig verhüllt Stefan Andres „seine Wahrheit“ vermittelt in den Erzählungen Ein Missverständnis, Der König im Gedränge, Die alte Babe.

Horst Lachmund (Trier) und Emil Angel (Mondercange, Lux.) werden sich in selbstverfassten Beiträgen dem Thema annähern.

Zuvor wird ihnen für ihre Verdienste um das Werk von Stefan Andres die Ehrenmitgliedschaft der Stefan-Andres-Gesellschaft verliehen.

Die Lesungen sind eingebettet in eine Weinprobe des Schweicher Winzers Gerd Rohr vom Weingut Masteiner Hof. – Für die musikalische Untermalung wird Norbert Olk sorgen.

Der Eintritt ist frei. Bitte um Anmeldung bei:

andrekastner60@gmail.com – Tel.: 06502/937648

wokeil40@t-online.de – Tel.: 0651/67177.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Für die Stefan-Andres-Gesellschaft mit freundlichen Grüßen

Ihr Wolfgang Keil

Rundbrief Nr. 204 – Im Oktober 2023

 Stefan-Andres-Gesellschaft                               1. Oktober 2023

Einladung zur Mitgliederversammlung der Stefan-Andres-Gesellschaft e.V.                                                                                                                              

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir laden Sie herzlich ein zur  

Mitgliederversammlung

                                                           mit Neuwahl des Vorstandes

am 28. Oktober (Sa), um 15.00 Uhr, im Niederprümer Hof, Schweich.

Tagesordnung:

1   Begrüßung

2   Tätigkeits- und Archivbericht

3   Finanz- und Kassenprüfungsbericht

4   Aussprache

5   Entlastung des Vorstandes

6   Neuwahl des Vorstandes

7   Verschiedenes

Lesung aus Werken von Stefan Andres

Wenn Sie am gemeinsamen Abendessen im Hotel zur Linde in Longuich teilnehmen möchten, lassen Sie uns das bitte wissen bis zum 15. Oktober.

Kontakt: Wolfgang Keil, Tel. 0651/67177, wokeil40@t-online.de

André Kastner, Tel. 06502/937648, andrekastner60@gmail.com

                          Gäste sind willkommen. – Wir freuen uns auf Ihr Erscheinen!

gez. Wolfgang Keil                                                                    gez. Elisabeth Cannivé-Boesten

Rundbrief Nr. 202 – Im August 2023

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Leserinnen und Leser!

Der luxemburgische Schriftsteller Emil Angel erhält in diesem Jahr den Stefan-Andres-Preis der Stadt Schweich für seine meist zweisprachigen (lëtzebuergesch/deutsch) literarischen Arbeiten in der Form von Romanen, Erzählungen, Glossen, Reiseberichten etc.

   In dem Erzählband „… ihr Bilder, die längst ich vergessen geglaubt!“ Eine Kindheit im Luxemburg der Nachkriegszeit.“ entfaltet Emil Angel ein literarisches Alltagspanorama in einem Episodenreigen, der den Vergleich mit Stefan Andres‘ Erinnerungsroman „Der Knabe im Brunnen“ nahelegt.

    Aktuelle Alltagseindrücke verarbeitet Emil Angel in seinen zahlreichen zweisprachigen Glossen. Deren Pointen sind in ihrer geschliffenen Spitzigkeit und listigen Krümmung so typisch für den Autor Angel, dass man sie füglich als Angel-Haken bezeichnen könnte.

   Dafür im Anhang ein Beispiel mit dem Hebriden-Schauplatz Uig.

Für die Stefan-Andres-Gesellschaft mit freundlichen Grüßen

Ihr

Wolfgang Keil

PS.: Zeit und Ort der Preisverleihungsfeier werden noch bekanntgegeben.

Anhang: Rundbrief Nr. 202

Rundbrief Nr. 201 – Im Juli 2023

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Leserinnen und Leser!

Die LiteraTour der StAG zu Andres-Schauplätzen und zur Grimburg führte auch nach Beuren, dem Geburtsort der Mutter des Schriftstellers. Das war Anlass zum Vortrag einer dort spielenden Episode aus dem Erinnerungsroman „Der Knabe im Brunnen“ (1953).

Darin schildert Stefan Andres, wie der siebenjährige Steff seiner älteren Base dadurch zu imponieren versucht, dass er ihr allerlei skurrile Unwahrscheinlichkeiten auftischt. Mit der Erfindung des Messdiener-Steff überschreitet er jedoch gleich zu Anfang die Grenze der Glaubwürdigkeit. (Anhang)

Angesichts der kaum zu zähmenden Tendenz zur fabulierenden Veränderung der Welt wird man weder den erfinderischen Steff noch seinen ähnlich veranlagten Schöpfer Stefan im poesiefeindlichen „Staat“ des politisch-philosophischen Architekten Platon antreffen, denn dieser zeiht die Dichter generell der Beschwörung einer trügerischen Welt aus Schatten von Schatten.

Vielleicht hätte Platon die Erzähler Steff und Stefan nicht gänzlich aus seinem Idealreich verbannt, aber der strenge Philosoph hätte die beiden aus moralisch-erzieherischen Gründen sicher unter strenge Bewachung gestellt mit den Worten, die er schon gegen die großen mythischen Dichter Homer und Hesiod gerichtet hat:

„… von Homer an ahmen alle Dichter nur ein Scheinbild der Vollkommenheit und der übrigen Dinge nach, über die sie dichten, erfassen aber die Wahrheit nicht.“

„Indessen haben wir noch nicht die größte Anklage gegen die Dichtung vorgebracht! Dass sie die Kraft hat, auch vortreffliche Menschen zu schädigen – mit wenigen Ausnahmen –, das ist wohl furchtbar!“

In einem Staat, in dem „von allen Dichtungen allein die Hymnen auf die Götter und die Loblieder auf gute Menschen“ zugelassen sind, würde also selbst der kleine Steff unter Kuratel gestellt werden gemäß der Anweisung Platons: „Fürs erste müssen wir die Märchendichter bewachen.“ 

Da wäre es doch besser, man lebte jenseits dieses puritanischen Gemeinwesens in der Verbannung, wo man die poetische Mélange von Fakt, Fiktion und Flunkerei genießen darf.

Für die Stefan Andres-Gesellschaft mit freundlichen Grüßen

Ihr

Wolfgang Keil

Anhang: Vom Messdienerlatein zum singenden Adler

Rundbrief Nr. 200 – 26. Juni 2023

Sehr geehrte Damen und Herren!

Liebe Leserinnen und Leser!   

                                                        Stefan Andres zum Geburtstag!

Als Stefan Andres am 26. Juni 1906 das Licht der Welt erblickt, ist er schon von seinen Eltern für das Priesteramt bestimmt. Das ist dem kleinen Steff durchaus bewusst beim ersten Besuch des Trierer Domes. 

In dem imposanten Gotteshaus, das für Antike und Christentum steht, begegnet er zu seiner Freude der Kaiserin Helena und ihrem Sohn Konstantin!

Regional gefärbte Legenden haben den Knaben mit diesen großen christlichen Gestalten vertraut gemacht, und so kann er sie nun hier als alte Bekannte begrüßen – den Kaiser Konstantin sogar als vertrauten Nachbarn, denn diesem soll Christus „auf dem Berg Kron, also neben unserer Mühle im Dhrontal, mit dem Kreuzesbanner“ erschienen sein.

Dem Welteroberer Konstantin gedenkt der kleine Steff jedoch nicht nachzueifern. Er wählt vielmehr ein Ziel, zu dem ihn andere große Nachbarn ermutigen: Kardinal Nikolaus von Kues erlangt als Kardinal und Philosoph Berühmtheit, und Johannes Trithemius findet als Abt und Humanist europaweite Anerkennung.

Der kleine Steff hätte mit einem Schönheitssinn, der sich an dem „schönen roten Käppchen“ eines Bischofs entzündet, tatsächlich ein kunstliebender Kirchenfürst werden können, aber seine Zeiten und Klassen überbrückende und dabei lebendige Begegnungen schaffende Phantasie weist schon deutlich in Richtung schöpferisches Tun. – Und so wurde aus dem kleinen Steff schließlich ein großer Schriftsteller.

Für die Stefan-Andres-Gesellschaft mit freundlichen Grüßen

Ihr

Wolfgang Keil 

Anhang: Nachbarn und Vorbilder des kleinen Steff

Rundbrief Nr. 198 – Im Mai 2023

Sehr geehrte Damen und Herren,     

liebe Leserinnen und Leser!

Die Stefan-Andres-Gesellschaft veranstaltet am Samstag, dem 24. Juni, eine LiteraTour zu Andres-Schauplätzen im Hunsrück und an der Mosel sowie zur Grimburg, einer der „sieben trierischen Landesburgen“. Es erfolgen Lesungen aus Andres-Werken in: Neu-Mehring (Das Wirtshaus zur weiten Welt), Beuren (Der Knabe im Brunnen) und Trittenheim (Die unsichtbare Mauer). Einen zusätzlichen Schwerpunkt der Fahrt bilden die Grimburg, wo im 16. u. 17. Jh. Hexenprozesse stattfanden, und das Burg- und Hexenmuseum mit der Sonderausstellung „Hexentod“.  – Die Fahrkostenbeteiligung (incl. Museumsbesuch) beträgt 15 €. Gäste sind willkommen. Abfahrt: 10.00 Uhr, Schweich, Parkplatz Stefan-Andres-Straße. Anmeldungen bitte bis zum 10. Juni bei kastner.schweich@gmail.com, 06502/937648 oder wokeil40@t-online.de, 0651/67177. – Eine Einladung mit ausführlicher Programmbeschreibung folgt im nächsten Rundbrief.

                                                      Inquisition und Hexenverfolgung

In den Problemhorizont von Unaufgeklärtheit und Verfolgungswut, der sich mit dem Besuch des Burg- und Hexenmuseums in Grimburg und der Vorstellung des einstigen Grimburger Hochgerichts eröffnet, fügt sich die Darstellung des Inquisitionsgeschehens der Novelle „El Greco malt den Großinquisitor“ (1935) von Stefan Andres ein. Der junge Schriftsteller macht es sich darin zur Aufgabe, die Gewaltausübung der Kirche im Spanien des 16. Jahrhunderts  und – durch diese verdeckt – den ideologischen Terror des nationalsozialistischen Unrechtsstaates anzuprangern. – Schon der Anfang der Novelle, die der Autor in der schützenden Zurückgezogenheit des Riesengebirges verfasste, beschwört im panischen Erschrecken des Protagonisten die Atmosphäre der Angst herauf. (Anhang)

In Josefine Wittenbechers Roman „Feuer am Fluss. Der Fall Eva Zeihen“ (2004) wird man ebenfalls in die Wirrnisse des 16. Jahrhunderts versetzt, jedoch entstammen Täter und Opfer der Verfolgung unserer nächsten Nachbarschaft, und hier wird auch die sog. hochnotpeinliche Befragung  durchgeführt: Zum Maximiner Hochgericht Fell gehörte auch das Dorf Kenn, also hatte Fell der Ort der Verhandlung zu sein.

   Der Roman erzählt die authentische Geschichte einer jungen Frau aus Kenn zur Zeit der Hexenverfolgung, die – wie die Inquisition bei Andres – das gesamte Geschehen in eine von Angst und Schrecken durchtränkte Atmosphäre taucht. (Anhang)

Für die Stefan-Andres-Gesellschaft mit freundlichen Grüßen

Ihr

Wolfgang Keil

Anhang: Die Ohren der Inquisition

Rundbrief Nr. 197 – Im April 2023

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Leserinnen und Leser!

In seinem Beitrag „Große Geister und der Wein“ (TV vom 1./2. April) stellt der Kolumnist den Schriftsteller Stefan Andres in eine Reihe mit anderen berühmten Weinliebhabern wie Johann Wolfgang Goethe oder Karl Marx. Dabei zitiert er aus Andres‘ Buch „Die großen Weine Deutschlands“, das auch lange nach seinem Erscheinen im Jahr 1960 noch Auskunft geben kann über Deutschlands beste Weinlagen.

Als ebenso informativ, aber ungleich unterhaltsamer erweist sich das 1951 von Stefan Andres veröffentlichte Weinbuch mit dem wortspielerisch persiflierenden Titel auf die wenige Jahre zurückliegende politische Vergangenheit: 

            „Main Nahe(zu) Rhein Ahrisches Saar Pfalz Mosel-Lahnisches Weinpilgerbuch“.                              

Das kleine Buch gibt Auskunft über den Weg der Weinrebe nach Mitteleuropa, über die deutschen Weinlagen, die Arbeit im Weinberg, die Bedeutung der Weinnamen, die rechte Art des Genusses und nicht zuletzt auch über die frühgeschichtlichen Anfänge der Rebenkultivierung.

Die vinologischen Ausführungen im „Weinpilgerbuch“ finden ihre ideale Ergänzung im kulturgeschichtlich bedeutsamen Mythos vom Archenbauer Noah. Stefan Andres feiert den Kulturstifter in seinem Roman „Noah und seine Kinder. 15 Legenden“. Dieses Separatum aus der Sintflut-Trilogie wurde 2022 kritisch ediert von Armin Erlinghagen.  

Für die Stefan-Andres-Gesellschaft mit freundlichen Grüßen

Ihr

Wolfgang Keil

Anhang: Auszüge aus dem „Weinpilgerbuch“.