Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Leserinnen und Leser!
Tiefer Schmerz spricht aus den Sonetten, die Stefan Andres in dem Zyklus „Requiem für ein Kind“ an seine im Alter von neun Jahren verstorbene Tochter Mechthild richtet.
Das Sonett XXI aber ist der poetische Versuch, den Tod zu überwinden und Auferstehung zu feiern. Es verdient in seiner Verschmelzung von Immanenz und Transzendenz erneut gelesen zu werden.
Am Ostermorgen wars, ich sah gen Osten
Und wartete wie alles: Meer und Baum,
Die Wellen sprachen halb noch wie im Traum,
Des Lichtes junge Triebe leise sprossten.
Da stieg vom Hügel, der dem Blick sonst wehrte
Ins Licht so manches Mal, der Lerche Sang,
Wie Ankerlichten klangs, so süß und bang,
Doch ich war traurig, da das Licht sich mehrte.
Der Frauen dacht‘ ich, die zum Grabe liefen
Und ging zum Hügel hin, doch nicht geschwind.
Da wars: die Lerchen hoch wie Engel riefen!
Ich blickt empor und sahs: als eine Blüte
Die Sonne stand, dein Grab inmitten, Kind!
Ein Ostermorgen wars – voll Licht und Güte!
Für die Stefan-Andres-Gesellschaft
mit den besten Wünschen zum Osterfest
Ihr
Wolfgang Keil