Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Leserinnen und Leser!
Trier, Ort römisch-antiker Kultur und Hort christlicher Tradition, war schon für den jungen Stefan Andres von höchster Anziehungskraft. Als „kleiner Steff“ fiebert er in seinem Erinnerungsroman „Der Knabe im Brunnen“ der Fahrt in die Stadt entgegen, die mit ihren römischen und mittelalterlichen Monumenten die Phantasie des kleinen Steff beflügelt.
Aber er hat auch die warnenden Worte seiner Mutter nicht vergessen, die meint, die Stadt habe ihre „Nücken“.
Damit drückt sie die von Misstrauen geprägte Ansicht der Landbevölkerung aus, dass die Städter darauf aus sind, sie bzw. die Landbevölkerung zu übervorteilen.
Anders als die Mutter sieht der Romancier Andres jedoch beide Seiten kritisch, und man schmunzelt beim Lesen der vergnüglichen Episode vom Stadtbesuch einer Figur aus dem Roman „Die unsichtbare Mauer“ (1934) sowohl über die Naivität des bäuerlichen Müllers Eucharius als auch über die Tücke einer „verderbten“ Städterin. (Anhang)
Eucharius ist meuchlings der Schnurrbart zur Hälfte abgeschnitten worden. Zur Ahndung dieses Frevels bittet er einen Trierer Anwalt um Hilfe. Auf dessen Rat hin verzichtet er auf eine Strafverfolgung und lässt sich stattdessen den Schnurrbart ganz entfernen. Der so neu Hergestellte betritt in „Zufriedenheit mit sich selber“ in der Nähe des Trierer Hauptmarktes ein zweifelhaftes Lokal, wo sich ihm ein nicht weniger zweifelhaftes Fräulein nähert.
Für die Stefan-Andres-Gesellschaft mit freundlichen Grüßen
Ihr
Wolfgang Keil