Rundbrief Nr. 167 – Im Februar 2021

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Leserinnen und Leser!

Mit seinem Roman „Die Hochzeit der Feinde“ setzt Stefan Andres schon früh ein Zeichen der Versöhnung im kriegsverwüsteten Europa.

Im Eintrag zu „1946“ kann Dorothee Andres in ihren Erinnerungen „‚Carpe Diem!‘ Mein Leben mit Stefan Andres“ festhalten: Die „Hochzeit der Feinde“ wurde beendet und an die „Deutsche Rundschau“ abgeschickt, wo Rudolf Peschel sie bald schon als Fortsetzungsroman abdruckte.

Aber schon unter dem Eintrag „1939“ schreibt Frau Andres: So reifte in Andres seit seiner Frankreichreise und dem kurzen Wiedersehen mit der Heimat, seit er uns 1938 in Frankfurt am Main traf, ein Stoff heran, den er nun 1939 in Positano niederschrieb: ‚Die Hochzeit der Feinde‘. Er spielt in und nach dem Ersten Weltkrieg in Trier, an der Mosel und in Frankreich. Er wollte darin zeigen, dass trotz größter Schwierigkeiten die Liebe alles zu überwinden vermag. Aber weder die ‚Frankfurter Zeitung‘ geschweige ein Verlag konnte dieses Thema veröffentlichen so kurz vor dem Überfall der Nazis auf Frankreich. Es gab dafür keine Erlaubnis mehr.

Am Beispiel der Vermählung des französischen Capitaine und Winzers François Frécourt und der deutschen Hugenottin Luise von Clairmont erzählt der Roman von der Versöhnung zwischen den Völkern Deutschlands und Frankreichs.

Ein düsteres Hintergrundgeschehen um Herrn von Clairmont, Luises Vater, erweist sich als schier unüberwindliche Hürde einer ehelichen Verbindung der Liebenden. Die dadurch bewirkte tragische Dramatik mündet jedoch in ein Happy End und wird auch immer wieder abgemildert und aufgelöst durch einen geradezu Shakespeare’schen comic relief.

Dafür sorgen vor allem zwei Nebenfiguren im Roman, in denen man die französischen Pendants zu so liebenswürdigen Positanesen wie Michelino oder Don Gianino erkennt: Es sind dies Babette, Haushälterin der Familie der Protagonistin Luise von Clairmont, und Onkel Charles, Bruder des Protagonisten Capitaine François Frécourt.

Bei beiden zeigt sich Charakterkomik oft in einer Form, die man genauer als Logik-Komik bezeichnen könnte. (Anhang)

                                   Viel Freude bei der Begegnung mit Babette und Charles!

Für die Stefan-Andres-Gesellschaft mit freundlichen Grüßen

Ihr

Wolfgang Keil

Zitate nach:

Dorothee Andres. „‘Carpe Diem!‘ Mein Leben mit Stefan Andres.“ Mit einem Vorwort von Christopher Andres und Michael Braun. Bonn 2009.

Anhang: Liebenswerte Nebenpersonen in „Die Hochzeit der Feinde“ (1946/7)