Rundbrief Nr. 230 – Im Oktober 2025

Sehr geehrte Damen und Herren,                                         

liebe Leserinnen und Leser,

die Bereitschaft zur kritischen Prüfung überkommener Urteile ist eine immanent geforderte Grundhaltung der Andres-Anekdote um Tiberius und der Krechelromane „Sehr geehrte Frau Ministerin“ und „Landgericht“.

Andres‘ Anekdote um Kaiser Tiberius erscheint in sehr ähnlicher Form in Krechels Roman „Sehr  geehrte  Frau Ministerin“, in dem es wie bei Andres und in ihrem  Roman „Landgericht“ um die Unzuverlässigkeit scheinbar verbürgter Weltentwürfe geht, die in ihrer platten Vereinfachung ohne die angemessene Berücksichtigung der Fakten auskommen. Über die jeweilige thematisch begründete Differenz parteiischer Zuschreibungen legt sich die Differenz von Objektivität und Subjektivität, von Fakt und Fiktion. In den beiden genannten Romanen von Ursula Krechel dominiert eine Skepsis, die über die Differenz von Fakt und „Fake“ (der persönlichen Vorstellungen, aber auch der wissenschaftlich verbürgten Tatsachenbehauptungen (in „Bibliotheken, Archiven, Biographien, Schriftrollen“) hinausreicht. Auch den sog. Quellen gegenüber ist daher Skepsis angebracht (Anhang).

Für die Stefan-Andres-Gesellschaft mit freundlichen Grüßen

Ihr

Wolfgang Keil