Rundbrief Nr. 217 – Im Oktober 2024

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Leserinnen und Leser!

Die Novellette „Der Abbruch uns Dunkle“ (1932) schildert das Schicksal einer Frau, die von einer dörflichen Gemeinschaft in die Isolation und in den Ruin getrieben wird. Der mit dem Flurnamen Maroul getarnte Ort steht stellvertretend für gesellschaftliche Einheiten, in denen die lokalegoistische Exklusion und ein zur Raffgier verkommenes Besitzstreben zum Normalverhalten und zum Alltagssport geworden sind.

   Die Eingangspassage liefert neben dem Erzählanlass schon die Einsicht, dass Gnaden- und Gedankenlosigkeit ein unheilvolles Gespann zu bilden vermögen. Selbst in der kindlich-spöttischen Beschwörung spiegelt sich noch die Rücksichtslosigkeit der Machenschaften, mit denen einst ein wehrloses Opfer zugrunde gerichtet wurde. Und das Generationen übergreifende Echo auf die feige Spottformel von „fun and fear“ bestätigt, dass ein tumbes Kollektiv einen Reiz darin findet, die Ächtung eines Mitmenschen zu einer ungesunden, aber unterhaltsamen Tradition zu erheben.

   Stefan Andres folgt mit seiner Erzählabsicht der Erkenntnis, dass der Blick in den Rückspiegel oft die beste Diagnose liefert.

Für die Stefan-Andres-Gesellschaft mit freundlichen Grüßen

Ihr

Wolfgang Keil

Anhang: Diagnose im Rückspiegel