Rundbrief Nr. 150 – Im Dezember 2019

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser!

In seiner Ode „Der Granatapfel“ (1950) beschwört Stefan Andres das Leben des Menschen im Sinnbild einer Frucht, die schon immer als zeichenhafter Hort der Liebe und des Segens galt.

Der schicksalhafte Verlust dieser Geborgenheit ist nur erträglich, weil es eine Hoffnung auf Heimkehr und Rettung gibt.

Andres‘ Verse spiegeln Goethes Worte aus dem West-östlichen Divan: „Und solang du das nicht hast / Dieses:  Stirb und werde! / Bist du nur ein trüber Gast / Auf der dunklen Erde.“

Der geborstene Granatapfel über dem Grab von Stefan Andres und seiner Frau Dorothee auf dem Campo Santo Teutonico im Herbst 2019 (Anhang) suggeriert, dass die römischen Vögel das Gedicht gelesen und ihren allegorischen Beitrag zum Werdegang des Menschen verstanden haben: Sie sind dabei, die Kerne aus der bergenden Frucht zu entführen.

Im Namen der Stefan-Andres-Gesellschaft mit adventlichen Grüßen

Ihr Wolfgang Keil

Anhang: Stefan Andres: Der Granatapfel (1950 – Auszug)